Beim Trio Silja werden die unterschiedlichen musikalischen Hintergründe von Mark Kovnatskiy, Ben Aschenbach und Kristina Künzel geschickt miteinander kombiniert und zu einem einzigartigen filigranen Klangbild miteinander verwoben.
Dabei trifft traditionelle Musik aus Deutschland auf jiddische und jazzige Einflüsse. Groovige Tanzstücke gehören genauso zum Programm wie das Ein oder Andere Volklsied. Für alle Stücke gilt: schöne Arrangements sind genauso wichtig wie die Tanzbarkeit. Die rein instrumentale Besetzung mit verschiedenen Dudelsäcken, Nyckelharpa, Violine, Gitarre und Cister lädt zu einem abwechslungsreichen stimmigen Klangerlebnis ein, voller Überraschungen, Virtuosiät, und Spielfreude. Der Name Silja leitet sich aus der niederdeutschen Kurzform des Namens Cäcilia ab. Die Heilige Cäcilia gilt als Schutzpatronin der Musiker, Sänger und Dichter.
Was ist euer musikalischer Hintergrund?
Kristina Künzel: Der ist sehr vielfältig: Mark ist über die Klassik zum Klezmer gekommen, Ben hat Jazzgitarre und Popularmusik studiert und ich habe nach einer klassischen Ausbildung in der traditionellen Tanzmusik meine musikalische Heimat gefunden. Wir alle bringen dann noch die musikalische Erfahrungen ein, die wir so in unserem Leben und mit verschiedenen Projekten gesammelt haben. Seien es Einflüsse aus Blues, Pop und Rock bis hin zur elektronischen Musik, Volkliederprojekte, mittelalterliche Musik oder auch die traditionelle Musik aus anderen Ländern. Genau diese unterschiedlichen musikalischen Hintergründe nutzen wir mit Freude aus und haben unseren Spaß daran, die Stärken jedes Einzelnen in unsere Musik einfließen zu lassen.
Was fasziniert dich an traditioneller Musik?
Dieses Gefühl nach Hause zu kommen, das traditionelle Musik vermittelt, das ist eine ganz wichtige Sache für mich, weil gleich eine Verbindung da ist. Es werden unseren Wurzeln angepsorchen. Ein anderer, nicht unwesentlicher Punkt ist, dass traditionelle Musik als „Mitmachen-Musik“ funktioniert. Sie ist dazu da, das die Menschen nicht nur still auf ihrem Stuhl sitzen, sondern tanzen. Und da es meistens recht einfache Melodien sind, kann man bei Sessions leicht mitspielen oder mitsingen.
Wie geht ihr beim Arrangieren vor?
Wir sitzen zusammen und spielen erst einmal das Stück. Dann bekommen wir alle schon einen Zugang und können weiter in die Tiefe gehen: welche Instrumentierung wählen wir da? Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal hängt es davon ab, ob ein Stück überhaupt auf einem der Dudelsäcke funktioniert und wenn ja, auf welchem. Oder wir wählen die Instrumentierung passend zum Stück bzw. zu unserer Interpretation des Stückes aus (z.B. soll es mehr Druck haben oder auch weniger). Wenn das dann steht, dann wird das Stück gespielt und wir lassen fließen, was so an Ideen kommt, dabei wird viel improvisiert und ausprobiert. Wenn wir ein Arrangement ganz gut finden, wird es erst einmal aufgenommen und beim Anhören fällt uns dann oft noch auf, was wir noch optimieren können.
Was wünscht du dir für die Deutsch-Folkszene?
Es wäre schön, wenn das Genre Deutschfolk aus seinem Exotenstatus rauskommt und mehr Selbstverständnis in der Gesellschaft und auch unter den Musikern bekommt. Außerdem wäre es schön, wenn der Deutschfolk eine größere Plattform bekommt. Dafür brauchen wir eine noch bessere (mediale) Vernetzung. Und ich wünsche mir, dass die Szene immer weltoffen bleibt.
Lieblingsstück
Eines unserer Lieblingsstücke ist eine Arrangement aus 2 Melodien aus dem Tanzbüchlein Dreyßer (um 1720) Kupffer Schmitt / Schwaben Däntz. Dieses Stück wird langsam zum Deutschfolk-Hit und in unserem Arrangement haben wir Freude an den unterschiedlichen Facetten, die das Stück mit sich bringt: der Bordun, der zwischendurch auch mal ohne die Spielpfeife eingesetzt wird, die filigranen Töne der Violine und der Cister, die ganz besonders zur Geltung kommen, wenn der Dudelsack aussetzt und ihnen so Raum gibt, mit den Dynamiken zu arbeiten. Trotz der filigranen Passagen transportiert das Stück eine Bodenständigkeit und Kraft.