Tanz des Monats August 2022:
Menuet Laschene
n der Dahlhoffsammlung von 1767 gibt es die Tanzmelodie „Menuet Laschene“ (Bd. 1, Nr. 65), die damals durch halb Europa gewandert ist. Zuerst notiert finden wir sie um 1746 im Spielbuch für Carillon (Glockenspiel) von Joannes de Gruijtters in Antwerpen, mit dem Namen „Menuet de quater“ und einem A- und B-Teil im 3/4-Takt. Schon 1760 taucht die Melodie in Dänemark in der Sammlung des Geigers Rasmus Storm leicht verändert auf, mit dem Namen „Menuet de France“ und einem A- und B-Teil im 3/4-Takt und einem C-Teil im 2/2-Takt. 1767 notiert sie der Musiker Dahlhoff im westfälischen Dinker in seinem ersten Band unter dem Namen „Menuet Laschene“, eine Eindeutschung des Titels „Menuet de la chaine“ dieser Melodie, wie sie einige Jahre später im Manuskript von Joseph Wandembrile, einem Geiger aus Namur in Belgien, im Jahre 1778 notiert wird. Dieser Tanzname deutet darauf hin, dass der damalige Tanz zu der Melodie eine Ketten-Figur enthielt, aber leider ist die Tanzform nicht überliefert. Diese Melodie von Wandembrile enthält einen C-Teil im 6/8-Takt und dieser Melodieteil wurde wahrscheinlich schon länger getanzt, denn der 2/2-Takt im C-Teil der „Menuet de France“ von Rasmus Storm um 1760 entspricht in etwa dem Nachtanz von Wandembrile.

Johann Heinrich Dahlhoff muss diese Melodievariante gekannt haben, weil er den Namen übernommen hat, aber er konnte wahrscheinlich mit den Nachtanz nichts anfangen und hat ihn daher nicht mit notiert. Diese Form eines Nachtanzes ist sonst bei Menuetten nicht bekannt und die Melodie hat auch keine richtige Menuet-Phrasierung, so dass ich davon ausgehen, dass damals schon etwas anderes dazu getanzt wurde, was aber leider nicht mehr bekannt ist.
Nun ist aber die Melodie sehr populär bei den MusikerInnen hier im Lande und auch in Belgien, so dass sich der belgische Musiker und Tänzer Marc Malempré erbarmt und eine neue Choreographie dazu verfasst hat. Er transformierte die Menuett-Melodie in eine Walzermelodie, was aber bei dieser Melodie sogar passender ist als einen Menuett-Schritt darauf zu versuchen. Leider hat er aber darauf verzichtet, eine Ketten-Figur in seine Choreographie einzubauen, die dem ursprünglichen Tanz wahrscheinlich den Namen verpasst hat. Zumindest im schnellen und gehüpften C-Teil wäre eine Ketten-Figur sehr passend gewesen. Trotzdem ist eine ganz schöne Tanzform zur Melodie entstanden, die mit einiger Übung auch getanzt werden kann. Ein Ball-Tanz hier in unseren Breiten ist es eher nicht. Marc Malempré hat seine Choreographie zu der dreiteiligen Melodie des Manuskript von Wandembrile gemacht, so dass man beim Spiel der zweiteiligen Dahlhoff-Melodie „Laschene“ den letzten Teil des Tanzes einfach weglassen kann. Marc Malempré spielt bei dem Tanz viel mit der Allemanden-Fassung der Tanzpartner, hier im Norden auch „Kiekbusch-Fassung“ genannt, weil der Mann etwas hinter seiner Frau steht und an ihr links und rechts vorbeischaut, wie aus einem Busch heraus.


Diese Tanzfassung wurde aus Deutschland nach Frankreich exportiert und kam dann im 16. und 17. Jahrhundert als Tanz „Allemande“ mit vielen Wicklerfiguren – wie wir sie aus den Volkstänzen des Alpenraumes kennen – wieder zurück nach Deutschland in die gutbürgerlichen Tanzkreise. Nicht umsonst hat auch der Bundesverband für Deutsche Tänze diese Tanzfassung sehr schön stilisiert von Gabi Blank als sein Logo übernommen.
Ansonsten bietet das Schrittmaterial nichts besonderes. In den ersten beiden Teilen im 3/4-Takt dominieren die Walzerschritte und im dritten Teil im 6/8-Takt gibt es Gehschritte und Polkaschritte am Platz, bzw. Englische Set-Schritte (li-re-li und re-li-re am Platz).
Im Internet gibt es diverse mehr oder weniger gelungene Filmchen über diesen Tanz und gespielte Melodien auch jede Menge als Begleitmusik.
Hier ist eine schöne Einspielung der Dahlhoff-Melodie „Laschene“ der eine Compagnie Brumborium aus dem Jahre 2015, mit einigen Tanzanweisungen im Hintergrund.
Einen schönen Vergleich der verschiedenen überlieferten Fassung des Menuetts hat Thomas Behr vom Tanzmusikarchiv verfasst. Hier ist die Zusammenstellung als Anbei die PDF.
Somit viel Spaß mit dieser schönen Walzer-Choreographie wünscht Hinrich Langeloh.