ALTAMI
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Viele kennen den Dudelsack ausschließlich in seiner Rolle als schottisches Nationalinstrument. Doch bis weit in die Neuzeit wurde dieses Instrument in ganz Europa gespielt – auch in Norddeutschland. Das Trio Altami gehört zu den wenigen Gruppen, die an diese Tradition anknüpfen.
Ihr Repertoire finden die drei Musiker:innen in alten Quellen aus dem deutschen Sprachraum – aus Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, vor allem aber aus Nordrhein-Westfalen. Von dort, aus dem kleinen Dorf Dinker bei Soest, stammt eine der umfangreichsten Quellen norddeutscher Musikkultur: die Sammlung Dahlhoff, deren Originale heute im Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin lagern.
Dass man diese alte Volksmusik auch heute wieder lieben und sogar ganz ohne Verstärkeranlage dazu tanzen kann, zeigen Tanja Bott, Alex Peters und Michael Möllers auf deutscher Schäferpfeife, Bratsche, Geige, Mandoline und Gitarre. Lieder zum Zuhören und Mitsingen runden das Programm ab.

Volksmusik ist handhabbar, kompakt, oft auf nur wenige Takte begrenzt und somit auswendig spielbar. Das übt auf mich einen intensiven Reiz und Sog aus, der sich in Spiellust und ungekünstelter Direktheit ausdrückt. 

Michael Möllers von ALTAMI

Was ist dein musikalischer Hintergund?
Michael Möllers: Ich habe immer schon Musik gemacht und Singen, Gitarrepielen in der eigenen Familie ohne großen bildungsbürgerlichen Anspruch gelernt. In meiner Jugendzeit fand ich Donovan, Dylan und Young gut, später auch irische Musik, weshalb ich autodidaktisch begonnen habe, Fiddle zu spielen. Mit klassischer Geige kam ich während meines Musikpädagogik-Studiums in Berührung. Die wichtigsten frühen Impulse kamen jedoch aus der Deutschfolk-Szene der 70er Jahre, von Moin, Hannes Wader und vielen anderen. 

Was fasziniert dich an traditioneller Musik?
Vielen klassischen Musikern ist kaum bewusst, dass alle komponierte Musik letztendlich der Volksmusik entstammt. Die Urmuster, Melodiebruchstücke und rhythmischen Elemente sind uralt, und jede Ethnie hatte ihre eigene, unverwechselbare musikalische Sprache. Volksmusik ist handhabbar, kompakt, oft auf nur wenige Takte begrenzt und somit auswendig spielbar. Das übt auf mich einen intensiven Reiz und Sog aus, der sich in Spiellust und ungekünstelter Direktheit ausdrückt. Je näher uns selbst Sprache und Melodie sind, desto leichter fällt es, einen echten Ausdruck zufinden. 

Wie wählt ihr eure Stücke aus? Wir kommen zu unseren Stücken durch die Beschäftigung mit der Arbeit der Kolleg:innen in der Szene aber auch durch eigene Quellenarbeit, vor allem mit der Dahlhoff-Sammlung. Tanja stößt im Repertoire des Piepenbockorchesters immer wieder auf schöne Stücke. Ich selbst habe aus meiner Deutschfolk-Vergangenheit noch den ganzen Keller voll mit alten Liedern, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Manchmal schreibe ich auch selbst ein Lied, häufig in traditionellem Stil.

Was wünscht du dir für die Deutschfolk-Szene? Es wäre sehr schön, wenn das kleine Revival der Szene nicht wieder im Sande verläuft und stattdessen tiefe Wurzeln schlägt. Um das zu erreichen, braucht es meiner Meinung nach eine Spielkultur in der Fläche, Perspektiven für Veranstalter und einen freundlichen Wettbewerb, der Vielfalt schafft. Zudem wünsche ich mir ein Nebeneinander von professioneller und nichtprofessioneller Musik, eine angemessener Umgang an den Hochschulen mit dem kulturellen Erbe zum Beispiel in Form von Lehrstühlen für Volksmusik, nicht nur in Bayern. Ein kompetenter, nicht hierarchischer Unterricht an Schulen zu dem Thema würde sicher auch nicht schaden.


Das Instrumentalset Die Füße zuerst/Meister und Knecht haben wir in Hannover aufgenommen. Man kann man es mit einigem Recht als „neotraditionell“ bezeichnen. Denn gerade der Tantz I.46ab aus der Dahlhofsammlung erfreut sich großer Beliebtheit in der Szene, erst recht seitdem der Dudelsackspieler und Instrumentenbauer Matthias Branschke der Melodie ihren griffigen Namen gegeben hat. Das Ganze ist fast schon der Kesh-Jig (Redaktion: Eine sehr bekannte Tanzmelodie in Irland) unter den deutschen Tanzmelodien. Ein Set, das in der Szene jeder kennt. 

Lieblingslieder-Playlist (Youtube)

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