Tanzstück des Monats Mai:
Danz 24
Diesmal geht es nach Niederbayern, aber dort klingt es manchmal ganz anders als ihr vielleicht denkt. Die Noten, welche die Bäuerin und Kirchenmusikerin Ana Maria Leyrsederin 1761 in dem damals noch bedeutsamen Pilgerort Wippstetten (damals Wippstötten) aufgeschrieben hat, sind etwas ganz besonderes. Viele Stücke sind nämlich in der lydischen Skale aufgeschrieben. Das klingt beim ersten Hören erst einmal fremd, gibt der Musik aber auch ihren ganz besonderen Reiz. Wahrscheinlich war es „der Versuch orale musikalische Praxis in einer nicht dafür geschaffenen Notation festzuhalten.“ vermutet Simon Wascher, der sich ausführlich mit der Handschrift beschäftigt, sie abgeschrieben und veröffentlicht hat. Ende der 80er-Jahre, kamen beim Abriss eines Hauses ein Stapel Kirchenmusik und zwei Stimmhefte zum Vorschein. Sie gelten als die älteste Handschrift instrumentaler Gebrauchsmusik, die in Niederbayern bislang gefunden wurde.
Das Stück, dass ich euch vorstellen möchte, ist als „Danz 24“ bezeichnet. Die innovative Österreichische Kapelle „Tanzhausgeiger“ hat dieses Stück als „Schleunige“ Tanz für eines ihrer Videos verwendet und ich finde das sehr passend.
Die Tanzhausgeiger haben neben traditioneller österreichischer und ungarischer Musik, auch noch mehr Stücke aus der Leyrsederin Handschrift in ihrem Repertoire und ich hoffe ihr bekommt auch Lust darin zu stöbern, denn was auf der Webseite der Band steht, trifft auch auf diese Handschrift voll und ganz zu. „Im Tanzhaus geht es um das Eintauchen in den pulsierenden Rhythmus, um sich gemeinsam mit der Musik aufzuwirbeln.
Jeder Flecken Erde wird zum Tanzboden, jedes Haus zum Tanzhaus. Musik in alten Handschriften entdeckt und direkt aus den dampfenden Sälen destilliert. Musik mit Spielwut und Risikofreude:“ www.tanzhausgeiger.tradmus.org
Mehr Informationen zur Handschrift findet ihr im Quellenverzeichnis auf www.tanzmusikarchiv.de
Seit sieben Jahren findet übrigens einmal im Jahr das „Reisende Archiv“ in Wippstetten/ Koblepoint statt. Auf dem Hof, auf dem Ana Maria Leyrsederin wohl einst die Noten aufgeschrieben hat, treffen sich Musiker und Musikerinnen unter der Leitung von Simon Wascher, Hermann Haertel jun. (Tanzhausgeiger) und Hermann Fritz, um aus der Handschrift zu musizieren und zu tanzen.