Juli 2022
Juli 2022

Juli 2022

Liedempfehlung im Juli:

Studentenlob

2022 hat das Klangrauschtreffen in Hösseringen zum ersten Mal einen Volkslieder-Neufund-Wettbewerb veranstaltet. Dabei ging es darum, noch unbekannte Lieder zu finden und zu arrangieren. Der Gewinner wurde vom Publikum gewählt. Der erste Preis ging an die Gruppe Lottes Flausen für das Lied „Studentenlob“. Sie hat das frisch arrangierte Lied auch noch sehr schön szenisch dargestellt. Die Weimarer Familienband spielt auf vielfältigem Instrumentarium von Flöte und Geige bis Maultrommel klassische und traditionelle Musik aus Deutschland, Schweden und ganz Europa. Wir empfehlen ihr Lied aus dem frühen 17. Jahrhundert hiermit gern zum Nachspielen und -singen weiter. 

(von Vivien Zeller und Wolfgang Leyn)

Lottes Flausen

Wir glauben, dass das Lied das Zeug zum bekannten Volkslied hat, weil es eine eingängige Melodie hat, die nach vorne losgeht. Das „Ja, ja, ja…“ kann man sofort mitsingen. Außerdem erzählt es eine Geschichte, ist witzig, und wir hatten Spaß, szenisch damit zu spielen. 
(Lottes Flausen) 

So begründet die Band ihre Lied-Wahl, und das Festivalpublikum war ganz ihrer Meinung. Es sang freudig mit, lachte, und Lottes Flausen gewannen schließlich den Wettbewerb mit deutlicher Mehrheit. Die Band hat jetzt ein neues Stück im Repertoire und alle Zuhörer einen Ohrwurm. Das Konzept des Wettbewerbs ist also voll aufgegangen. Auch im nächsten Jahr wird das Klangrauschtreffen wieder einen Volkslieder-Neufund-Wettbewerb im Programm haben. Wer dabei sein will, kann sich auf www.klangrauschtreffen.de informieren. 

Anmerkung: „leiden“ hat hier nichts mit Schmerz zu tun. Das Wort diente im 16. und 17. Jahrhundert zur Verstärkung von Adjektiven oder Adverbien. 

LIEDGESCHICHTE

Das „Studentenlob“ stammt aus der Sammlung von Petrus Fabricius (latinisierte Form von Peter Schmidt). 1587 wurde er in Tondern/Tønder (Schleswig) geboren. Ab 1603 studierte er an der Universität Rostock Mathematik und Theologie. Während dieser Zeit sammelte er Lieder aus dem studentischen Umfeld und veröffentliche sie 1605-08 zusammen mit Peter Lauremberg in einem Lieder- und Lautenbuch, das ihn überregional bekannt machte. Es enthält fast 150 Lieder, viele davon ursprünglich niederdeutsche Volkslieder, außerdem Choralmelodien, Redensarten und Rätselsprüche sowie 200 deutsche, polnische, englische, französische und italienische Tänze mit kunstvollen Lautensätzen. Bekannt wurden aus seiner Sammlung u. a. die Lieder „Was woll’n wir auf den Abend tun?“ und „Gut G’sell und du musst wandern“. 

Heinrich Hoffmann von Fallersleben veröffentlichte das „Studentenlob“ 1829 in der Breslauer „Monatszeitschrift von und für Schlesien“. Ludwig Erk und Franz Magnus Böhme nahmen es in den 1893 erschienenen „Deutschen Liederhort“ auf. Quelle für Lottes Flausen war jedoch das Heft „German Renaissance Songs“ mit Lautenliedern, transkribiert von dem ungarischen Lautenisten und Gitarristen Dániel Benkő (1947-2019). Erschienen ist es 1982 bei Editio Musica Budapest.

Hörbeispiele
„Studentenlob“ mit Lottes Flausen, im Juni 2022 beim Klangrauschtreffen in Hösseringen (Niedersachsen)
Als Lautenstück, gespielt von Rómulo Vega-González in der Universität von Kostarika (2017)