„HüSCH!“ präsentiert traditionelle Musik aus Südthüringen und dem Vogtland. Hanna Flock, Joachim Rosenbrück, Nico Schneider und Tim Liebert bauen mit viel Sensibilität, Sachverstand und virtuosem Spiel eine Brücke zwischen regionaler Tradition und weltmusikalischer Moderne.
Regional sind die Quellen, die Sprache und die Instrumente, global ist das Selbstverständnis und die Sicht auf die eigenen Wurzeln: Eine frische Brise Authentizität und Lebendigkeit jenseits alt-ehrwürdiger Brauchtumspflege, ein erfrischender Blick in die musikalische Seele einer der bezauberndsten Gegenden Deutschlands.
Was ist euer musikalischer Hintergrund?
Tim Liebert: Der ist sehr divers. Hanna kommt mehr aus dem Bereich Chor und Jazz und ist Lehrbeuftragte an der Universität. Jo ist klassisch ausgebildeter Geiger mit starker Neigung zu Bal Folk (Redaktion: Folk aus Frankreich für Tanzveranstaltungen). Nico und ich sind eher autodidaktische Folkies, die in mit traditioneller Musik groß geworden sind.
Was fasziniert euch an traditioneller Musik?Traditionelle bzw. Folk Musik ist in der Lage, zeitlos Land und Leute in einer Art und Weise emotional zu spiegeln und zu beschreiben, die andere Musikrichtungen nur schwer erreichen können. Das ist auch das Feedback bei Konzerten. Oft kommen die Leute und erzählen uns, dass sie etwas verloren Geglaubtes wiedergefunden hätten. So soll es sein.
Wie geht ihr beim Arrangieren vor? Da wir einen recht unterschiedlichen Geschmack haben, bringt jeder erst einmal Stücke mit, die nur grob strukturiert sind. Zuerst besprechen wir zuerst die Instrumentierung und bauen danach Melodiebögen, Akkordfolgen und Stimmen zusammen, bis es unseren typischen „Hüsch-Sound“ hat.
Was ist das Charakteristische an eurem Ansatz? Unsere Quellen sind oft Lieder- und Instrumentalmusiksammlungen mit stark lokalem Bezug, vor allem aus dem Vogtland und der Region Südthüringen. Diese Regionalität spiegelt sich auch in den verwendeten Instrumenten: In viele Arrangements haben wir Thüringer Waldzithern (Redaktion: Ein Lauteninstrument mit drei Doppelsaiten und einer Basssaite) und Maultrommeln aus dem Thüringer Wald eingebaut. Trotzdem ist das Ganze sehr modern, vor allem durch Hannas Klavierspiel und ihre Stimme.
Lieblingsstück
Eines unserer Lieblingsstücke heißt Und so nehm ich meine Büchse. Nico kennt es schon von Jugend an. Ein Teil des Textes kommt aus Horst Trauts großartiger Liedersammlung Der Hallodri. Es ist ein regionales Wilddiebs-Lied mit viel Schwung, Schmäh und ein bisschen Anarchie. Wir haben den Text etwas modernisiert, ein paar neue Melodielinien dazwischen gebaut und es mit dem Stück „Widele Wedele“ als Instrumental im 6/8 kombiniert. Es ist bewusst traditionell mit drei Waldzithern und Maultrommel arrangiert und als moderner Gegenpart mit einem groovigen Klavier unterlegt. Veröffentlicht haben wir das Stück auf unserer ersten CD „Bann dr morche grauit“.